Susana Solano

Bei Susana Solanos Arbeit Intervención en Münster handelt es sich um einen künstlerischen Eingriff in den historischen Baubestand des Buddenturmes. Die schwere Eisenskulptur thematisiert sowohl die repräsentative Funktion als auch die ursprüngliche Nutzung des mittelalterlichen Turmes: Der Buddenturm ist das älteste erhaltene Bauwerk der ehemaligen Stadtbefestigung aus dem 12. Jahrhundert. Ursprünglich als Wehrturm gedacht, diente er im Laufe seiner Geschichte als Gefängnis, Pulver- und später als Wasserturm. Nach dem Abbruch der restlichen Stadtbefestigung im 18. Jahrhundert verlor er weitestgehend seine militärische Funktion. 1879 kaufte die Stadt Münster das Gebäude.

An der West- und der Ostseite des Turmes sind noch Reste der einstigen Stadtmauer erhalten. Solano wählte die Westseite, um ihre Konstruktion anzubinden. Aus drei Stahlplatten baute sie eine Einhausung, die das Fragment der Stadtmauer vollständig umschließt. Die Platten sind mit massiven, unregelmäßig diagonal verlaufenden Stahlträgern verbunden. Im Gegensatz zum ersten Projektvorschlag der Künstlerin, Muralla Transitable [Wandelbarer Zündfaden], der eine Fortführung des Mauerrestes vorsah und als Verweis auf die einstige Funktion des Pulverturms gedacht war, verweigert die ausgeführte Arbeit jegliche Art der Rekonstruktion oder der baulichen Ergänzung.¹ Die Skulptur sperrt sich in ihrer modernistischen und strengen Ästhetik gegen eine Romantisierung des Mittelalters.

Solanos Arbeit steht formal und materiell in der Tradition moderner Eisenplastik – beispielsweise von Julio Gonzáles (1876–1942) oder Eduardo Chillida (1924–2002). Wie viele ihrer Arbeiten der späten 1970er und 1980er Jahre zeichnet sich auch die Eisenplastik durch einen dezidierten Rückgriff auf die geografische und historische Identität des ausgewählten Ortes aus.²

Marijke Lukowicz

¹ Klaus Bußmann und Kasper König (Hg.), Skulptur Projekte in Münster 1987, Ausst.-Kat.: Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster, Köln 1987, 243–246.

² Ebd.