Olaf Metzel

Installationsansicht 1987 © VG Bild-Kunst, Bonn 2017. Foto: LWL / Rudolf Wakonigg

Installationsansicht 1987 © VG Bild-Kunst, Bonn 2017. Foto: LWL / Rudolf Wakonigg

Taufkapelle St. Erpho

1987

Wandarbeit, bestehend aus Schnitten im Putz und partieller Freilegung des Putzes

 

Standort

Innenraum der Taufkapelle, Erphokirche, Ostmarkstraße 20, temporäre Aufstellung von Juni 1987 bis zur Renovierung der Kirche 1989

Olaf Metzel

* 1952 in Berlin, Deutschland

lebt und arbeitet in München, Deutschland

Die ersten Besuche in Münster bestärkten Olaf Metzel während der Konzeptphase, seinen Beitrag für die Skulptur Projekte in Münster 1987 in einem Kirchenraum zu inszenieren. Nach entsprechenden Verhandlungen realisierte er in der katholischen Erphokirche im weißen Putz der Taufkapelle skizzenhafte Reliefs. Mit einem Trennschneider riss er grobe Linien und Symbolformen wie Kreuz und Dreiecke in Mörtelschicht und Rundbögen. Unter den klaffenden und bis zu 4,5 Metern hohen Einschnitten leuchtete das erdige Rot der regionaltypischen Backsteinmauer hervor.

Olaf Metzels Arbeiten im öffentlichen Raum sprechen mit einfachen Mitteln gesellschaftskritische Themen direkt an. In Münster nahm der Künstler den Eindruck einer klischeehaften christlich-konservativen Stadt als Aufforderung zu einer künstlerischen Reaktion, weshalb er erstmals in seiner Laufbahn ein Kunstwerk in einem Kirchenraum realisierte. Zunächst hatte Metzel mit pigmentiertem Zement, grafischen Linien und einer Betonung der Fensteröffnungen den Raum verändern wollen. Zugunsten der Sichtbarkeit des Ziegelmauerwerkes änderte er sein Ursprungskonzept, sodass sich die endgültige Fassung seiner Arbeit erst bei der Bearbeitung des Putzes ergab.

Das Ergebnis mag manchen als mutwilliger Vandalismus erschienen sein oder gar die christlich-extremistische Zerstörungswut im einstigen Täuferreich von Münster vor Augen geführt haben. Tatsächlich aber war Metzels technischer Eingriff in den Putz einer langen Bildhauertradition verpflichtet.

Die auf der Basis persönlicher Eindrücke von Ort und Bevölkerung entstandene Wandarbeit zielte zunächst auf ein Porträt einer reaktionären Gesellschaft ab. Allzu provokative Elemente bezüglich der Münsteraner:innen wurden jedoch bereits in der Realisierungsphase reduziert, in der der zuständige Pfarrer Johannes Hageböck und seine Gemeinde den Dialog von Kirche und zeitgenössischer Kunst in der Erphokirche unterstützten.Insofern veranschaulichte Metzels Arbeit metaphorisch auch den Prozess des Kennenlernens, in dem Klischees häufig einen leichten, aber nur oberflächlichen Einstieg bieten.

Daniel Friedt

Vgl. Julica Jungehülsing, „Kirche und moderne Kunst: Metzel-Werk in St. Erpho. Beitrag zur Skulptur ’87. Pfarrer Hageböck: Eine Chance geben“. In: Westfälische Nachrichten, Ausgabe vom 22.5.1987.

Standort

  • Noch vorhanden / Öffentliche Sammlung
  • Nicht mehr vorhanden
  • Im Museum

Weitere Teilnahmen

Weitere Teilnahmen dieses Künstlers: 1997