Ange Leccia
1987
Zweiteilige Installation
Zwei Standardfußballtore, Stahl, Kunststoff
Standort
Auf der Rasenfläche westlich des Gebäudes am Servatiiplatz 7, temporäre Aufstellung für die Dauer der Skulptur Projekte in Münster 1987
1987
Zweiteilige Installation
Zwei Mähdrescher aus der Baureihe „Claas Dominator“
Standort
Schlossplatz, temporäre Aufstellung für zwei Wochen während der Ausstellung
Ange Leccia
* 1952 in Minerviu auf Korsika, Frankreich
lebt und arbeitet in Paris, Frankreich
Bei den Skulptur Projekten in Münster 1987 präsentierte Ange Leccia zwei Installationen, die jeweils aus zwei identischen, industriell vorgefertigten und spiegelsymmetrisch angeordneten Objekten bestanden. Auf einer Rasenfläche am Servatiiplatz stellte er zwei Fußballtore auf, die sich berührten. Nach dem gleichen Prinzip standen sich vor dem Münsteraner Schloss zwei Mähdrescher der Baureihe „Claas Dominator“ für zwei Wochen gegenüber.1
Seit den 1980er-Jahren realisiert Leccia Installationen aus handelsüblichen, sich gegenüberstehenden Objekten. Seine Arrangements variieren die Idee des Readymades, ohne Marcel Duchamps Vorstellung eines indifferenten Gegenstandes zu übernehmen. Vielmehr verknüpft der Künstler seine aufgestellten Objekte und die unmittelbare Umgebung zu sozio-politischen Kommentaren.2
In Münster vergegenwärtigten die Zwei Tore Trennung und Vereinigung. Die Fußballtore standen an der Promenade, an deren Stelle im Mittelalter die Stadtmauer, also die Stadtgrenze verlief. Wenige Meter weiter erinnert seit den 1960er-Jahren ein Monument an die Unteilbarkeit Deutschlands.3 Leccia kommentierte damit die politische Realität zweier getrennter deutscher Staaten, für die er den Wunsch nach einer Wiedervereinigung hegte – zwei Jahre, bevor es tatsächlich zum Mauerfall kam.
Die nur kurzzeitig vor dem Schloss aufgestellte Arbeit Zwei Mähdrescher rückte die Themen Gegensätzlichkeit und Kontinuität ins Zentrum. Die Maschinen stammten aus der Produktion der im ostwestfälischen Harsewinkel ansässigen Firma Claas. Vor der Kulisse des nach dem Kriegsende wiederaufgebauten Schlosses platzierte Leccia gewissermaßen zwei Erfolgsprodukte der hiesigen Industrie. Während das traditionelle Äußere des Schlosses eine Beständigkeit im regionalen Identitätsverständnis ausdrückte, rekurrierten die zur Kunst erhobenen landwirtschaftlichen Technikkolosse auf das Wirtschaftswunder und die damit einhergehenden Veränderungen.
Daniel Friedt
1 Siehe Arielle Pélenc, „Zwei Mähdrescher / Zwei Fußballtore“. In: Klaus Bußmann und Kasper König (Hg.), Skulptur Projekte in Münster 1987, Ausst.-Kat.: Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster, Köln 1987, 170–172.
2 Siehe dazu ein Zitat von Ange Leccia in: Philippe Bazin, „Ange Leccia“, Niederschrift eines Interviews zwischen dem Künstler und Caroline Lebrun von paris-art.com im Oktober 2003. Online unter: www.paris-art.com/ange-leccia-3/ (Stand: 2.5.2017).
3 Anni Buschkötter, Unteilbares Deutschland, 1960, Skulptur aus Beton und Eisenkette, Münster, Servatiiplatz.
Standort
- Noch vorhanden / Öffentliche Sammlung
- Nicht mehr vorhanden
- Im Museum