Thomas Hirschhorn
Skulptur-Sortier-Station
1997
Installation aus Kunststoff, Holz, Plexiglas, Karton, Sprayfarbe, Silber- und Goldfolie sowie Dachlatten, Neonröhren, vier Röhrenfernsehern
250 x 800 x 500 cm
Nicht begehbare, in zehn ,Kojen‘ unterteilte Konstruktion mit folgenden Objekten:
Koje 1:
Aus Karton geschnittene Zeichen und Logos: Mercedes-Logo, VW-Logo, Peace-Zeichen, Chanel-Logo
Koje 2:
Drei aus Karton geschnittene Pokalformen
Koje 3:
Ein Video über den Künstler Otto Freundlich, in dem zwei Bronzeskulpturen aus dem Musée Tavet-Delacour in Pontoise bei Paris gezeigt werden
Koje 4:
Ein Nachbau einer verschollenen Skulptur des Künstlers Rudolf Haizmann
Koje 5:
Ein Video, in dem der Versuch gezeigt wird, aus leeren Marlboro-Zigarettenschachteln ein Monument zu errichten, das immer wieder zusammenfällt
Koje 6:
Die Arbeit Robert Walser Tränen von Thomas Hirschhorn und zwei Videos mit einer Frau, die den Kopf leicht von unten nach oben bewegt
Koje 7:
Stalagmiten und Stalaktiten aus Silberpapier, die vor einer Tafel mit dem Thema „Sammlerlöffel“ hängen
Koje 8:
Auf Holz gezogene Postkarten und Poster mit verschiedenen Motiven zum Thema „Skulptur“
Koje 9:
Zwei fiktive Preise für die Schriftsteller Robert Walser und Emmanuel Bove
Koje 10:
Eine Architekturmaquette aus Holz, Karton, Styropor und eine Kunsthallenmaquette mit vier Arbeiten Hirschhorns
Standort
Ecke Katthagen/Rosenstraße, neben den Altglascontainern, temporäre Aufstellung während der Skulptur. Projekte in Münster 1997
Thomas Hirschhorn
* 1957 in Bern, Schweiz
lebt und arbeitet in Paris, Frankreich
Thomas Hirschhorn verbindet in seinen Arbeiten meist sozialpolitische Fragestellungen mit historischen Themen. Für die Konstruktionen wählt der Künstler günstige Bau- und Verpackungsmaterialien wie Sperrholz, Karton, Klebeband, Kunststoff- und Alufolie, die er mit Abbildungen und Texten aus Zeitungen sowie philosophischen Texten verschiedener Schriftsteller und Philosophen ergänzt.1
Für seine Arbeit Skulptur-Sortier-Station im Rahmen der Skulptur. Projekte 1997 in Münster entwarf Hirschhorn eine frei stehende Konstruktion aus Kunststoff, Holz, Plexiglas, Karton, Neonröhren und Dachlatten, die nicht begehbar, jedoch von allen Seiten wie ein Schaufenster einsehbar war. Das Innere war in zehn verschiedene ,Kojen‘ unterteilt, in denen Objekte und Videos ausgestellt waren. Hirschhorn hatte diese zum Teil speziell für diesen Ort geschaffen.2 Manche bezogen wirtschaftliche und konsumkritische Aspekte mit ein, andere waren als Hommage an die Schriftsteller Robert Walser und Emmanuel Bove sowie an die Künstler Rudolf Haizmann und Otto Freundlich konzipiert. Freundlichs Bronzeskulptur Der Aufstieg befindet sich am Maria-Euthymia-Platz in Münster.
Diese Sortier- oder auch Recyclingstation für Kunst und Philosophie befand sich in unmittelbarer Nähe zu Altglascontainern. Damit stellte sich durch die in den ‚Kojen‘‚ angesprochenen Themen die Frage nach der zeitlichen Dimension, nach Relevanz und Nachhaltigkeit der gezeigten Artefakte.
Daniel Friedt
1 Vgl. Anon., „Thomas Hirschhorn“. Online unter: www.thomashirschhorn.ch/home (Stand: 2.5.2017).
2 Siehe hierzu Thomas Hirschhorn, „Skulptur-Sortier-Station“. Klaus Bußmann, Kasper König und Florian Matzner (Hg.), Skulptur. Projekte in Münster 1997, Ausst.-Kat.: Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster, Ostfildern-Ruit 1997, 210–217.
Standort
- Noch vorhanden / Öffentliche Sammlung
- Nicht mehr vorhanden
- Im Museum