Tobias Rehberger

Für die Skulptur. Projekte in Münster 1997 hatte sich Tobias Rehberger vorgenommen, ausgesuchte Orte in der Stadt durch gestalterische Intervention einer neuen Bestimmung zuzuführen. Die wenig beachteten Plätze wollte er zu Treffpunkten des pulsierenden sozialen Lebens transformieren. Seine drei Konzeptvorschläge beinhalteten alle eine temporäre Freiluft-Bar.¹ Realisieren konnte der Künstler seinen letzten Entwurf auf der Dachterrasse des Hörsaalgebäudes am Schlossplatz 46.

Auf der Betonfläche verlegte er einen roten Kunststoffteppich und stellte einen rot lackierten Tresen auf, der abends als Bar und DJ-Pult diente. Dann waren die Innenräume hell ausgeleuchtet, sodass die breiten Glasfronten, vor allem jene im Obergeschoss das Geschehen auf der Terrasse in stimmungsvolles Licht tauchten.

Rehberger interpretierte mithilfe von Form, Funktion, Kunst und Design einen bekannten, aber von niemandem genutzten Raum neu. Seine Idee nahm dank der regen Teilnahme von Menschen, die das Günter’s besuchten und die Dachterrasse mit Blick auf das Schloss belebten, wahrnahmen und wahrnehmbar machten, Form an.

Daniel Friedt

¹ Vgl. die drei Projektvorschläge von Rehberger in: Klaus Bußmann, Kasper König und Florian Matzner (Hg.), Skulptur. Projekte in Münster 1997, Ausst.-Kat.: Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster, Ostfildern-Ruit 1997, 336–341.