Mark Dion
Grotto of the Sleeping Bear (Münster) [Grotte des schlafenden Bären]
1997
Installation
Tierpräparat, Steine, Baumstämme, diverse Gegenstände
Standort
Nördlicher Bereich der Grünanlage an der Kreuzschanze, temporäre Installation für die Dauer der Ausstellung
Mark Dion
* 1961 in New Bedford, Massachusetts, USA
lebt und arbeitet in New York, USA
1997 legte Mark Dion im Bereich der Promenade an der Kreuzschanze einen Unterschlupf für einen Braunbären an. Aus Baumstämmen und Steinen konstruiert, setzte sich die künstliche Grotte kaum von den umliegenden Grünflächen ab. Im Inneren der Höhle befanden sich ein Tierpräparat und diverse Gegenstände, darunter Knochen, Speer- und Lanzenspitzen, Glasscherben, Patronen und ein alter Hut. In der Installation verschränkte Dion seine Eindrücke aus dem Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, dem Westfälischen Museum für Naturkunde und dem Münsteraner Allwetterzoo. Sowohl im Zoo als auch im Museum, wo Tiere in Gehegen oder Vitrinen tot oder lebendig zur Schau gestellt werden, begegnete der Künstler dem Braunbären. Auch er präsentierte den ausgestopften Bären wie ein Ausstellungsobjekt. Inspirieren ließ er sich zusätzlich durch ein Gemälde, auf dem die heilige Maria Magdalena in einer Felsgrotte büßt.1
Lediglich die auf dem Boden verteilten Objekte wiesen darauf hin, dass es sich beim Bären um ein wildes Tier handelt, jahrhundertelang vom Menschen gejagt. Anhand naturkundlicher Fakten, Bücher und Mythen veranschaulichte Dion die sich wandelnden Vorstellungen vom gefürchteten Raubtier bis zum niedlichen Kuscheltier und Konsumprodukt. In seiner „ortssensitiven“2 Installation manifestierte sich der Einfluss von populärkulturellen Fiktionen, Forschungsergebnissen und musealen Präsentationsformen sowie die Beziehung des Menschen zur Natur.
Sarah Kristin Happersberger
1 Die Inspirationsquellen sind in der Bildstrecke zu Mark Dions Katalogbeitrag visualisiert. Vgl. Mark Dion, „Anmerkungen zu Grotto of the Sleeping Bear“. In: Klaus Bußmann, Kasper König und Florian Matzner (Hg.), Skulptur. Projekte in Münster 1997, Ausst.-Kat.: Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Ostfildern-Ruit 1997, 119–124.
2 Roland Nachtigäller zufolge bezeichnet Dion seine Werke nicht als „ortsspezifisch“, sondern als „ortssensitiv“ oder „ortsorientiert“. Seine Installationen bezögen sich gleichermaßen auf die Orte und ihre Rahmenbedingungen wie seine künstlerischen Interessen und Fragen. Vgl. Roland Nachtigäller, „Zwischen Bühnenraum und Labor – Mark Dions ,Fieldstations‘ im öffentlichen Raum“. In: Andreas Baur (Hg.), Mark Dion – Encyclomania, Ausst.-Kat.: Villa Merkel, Galerien der Stadt Esslingen u. a., Nürnberg 2003, 50.
Standort
- Noch vorhanden / Öffentliche Sammlung
- Nicht mehr vorhanden
- Im Museum