Dora Garcia
The Beggar’s Opera [Die Bettleroper]. Ein Echtzeit-Theaterstück im öffentlichen Raum
2007
Performance mit Samir Kandil, Peter Aers und Jan Mech in der Innenstadt von Münster
Zusätzliche Aufführungen im Kino Metropolis, Berliner Platz 38, jeweils 17.00–19.00 Uhr
27.6.2007 (Samir Kandil)
25.7.2007 (Jan Mech)
8.8.2007 (Peter Aers)
22.8.2007 (Samir Kandil)
5.9.2007 (Jan Mech)
26.9.2007 (Peter Aers)
Internetseite zum Projekt: http://www.thebeggarsopera.org/, Performance während der skulptur projekte münster 07
Dora Garcia
* 1965 in Valladolid, Spanien
lebt und arbeitet in Barcelona, Spanien
2007 nutzte die spanische Künstlerin Dora García den öffentlichen Raum in der Münsteraner Innenstadt als Bühne für ein Theaterstück. Die Grundlage für die Performance bildete The Beggar’s Opera, ein Singspiel von John Gay, das in Deutschland durch Bertolt Brechts Adaption Die Dreigroschenoper bekannt geworden ist. García reduzierte die Akteure auf die Figur von Filch, den Bettlerlehrling aus den politisch engagierten Bühnenarbeiten von Gay und Brecht.1 Der abwechselnd von drei Schauspielern verkörperte Filch war äußerlich nicht als Kunstfigur zu erkennen, grenzte sich durch sein Handeln aber von den ortsansässigen Bettlern ab. Er fragte die Passant:innen nicht nach Geld oder Essen, sondern suchte mit Ratschlägen, Auskünften und Geschichten den Dialog.
Wer Filch nicht auf seinen Gängen durch die Gassen antraf, hatte die Möglichkeit, ihn bei einem seiner Auftritte im Kino Metropolis zu erleben. Anlässlich von The Beggar’s Evenings trat er in anderer Gestalt auf. Am 25. Juli 2007 trat Filch im Metropolis als Hamlet auf, knapp vier Wochen später präsentierte er The Beggar’s Aria No. 1. Zu den Themen, die er an den anderen Abenden mit dem Publikum diskutierte, gehörten unter anderem die taktile Qualität von Skulpturen und seine Beziehung zu Joseph Beuys.2 Filchs Erlebnisse waren in The Beggar’s Diary nachlesbar, einem Internetblog, das täglich aktualisiert und kommentiert wurde.3
Aufgrund seiner Tarnung als Bettler ist Filch beispielhaft für die Figur des Geheimagenten, mit der García arbeitet. Die Künstlerin nutzt häufig fiktive Charaktere, um Informationen über städtische Geschehnisse zu erhalten und Passant:innen in ein Spiel zu verwickeln, in dem die Grenzen zwischen Realität und Fiktion, Kunst und Alltag verwischen.
Von den teils improvisierten, teils an Skripten orientierten Gesprächssituationen, die Filch im Verlauf der Skulptur Projekte kreierte, zeugen auch Objekte, die in einer späteren Installation gezeigt wurden.4
Sarah Kristin Happersberger
1 Vgl. Dora García, „Die Bettleroper“. In: Brigitte Franzen, Kasper König und Carina Plath (Hg.), skulptur projekte münster 07, Ausst.-Kat.: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster, Köln 2007, 92–93.
2 Vgl. www.thebeggarsopera.org/taxonomy/term/4 (Stand: 20.2.2016).
3The Beggar’s Diary wurde nach dem Ende der Performance auch in Buchform veröffentlicht. Vgl. www.thebeggarsopera.org/taxonomy/term/5 (Stand: 20.2.2016) sowie Brigitte Franzen und Dora García (Hg.), The Beggar’s Opera [Book, Diary, Evenings]; ein Kunstwerk von Dora García für Skulptur-Projekte Münster 07, Köln 2008.
4Die Installation The Beggar’s Things wurde vom 10. März bis zum 7. April 2012 in der Galerie Michel Rein in Paris präsentiert.
Standort
- Noch vorhanden / Öffentliche Sammlung
- Nicht mehr vorhanden
- Im Museum