Manfred Pernice
D & F. Anlage – Y.E.S. (Ü)
2007
Installation aus Beton (Podest, Mobiliar), Holzplatten, einem Stahlpavillon mit Glasdach, Blumenbepflanzung
Standort
Ecke Engelenschanze/Windthorstraße
temporäre Errichtung für die Dauer der skulptur projekte münster 07
Manfred Pernice
* 1963 in Hildesheim, Deutschland
lebt und arbeitet in Berlin, Deutschland
Manfred Pernice verdeckte 2007 an einer Grünfläche der Engelenschanze die vorhandenen Steinbänke durch ein über Treppen zugängliches Betonpodest. Darauf platzierte er einen aus Berlin-Hohenschönhausen stammenden Stahlpavillon mit Glasdach. Darunter realisierte Pernice zwei eigenständige Kunstwerke: einen quadratischen Pfeiler, versehen mit Inschriften, die sich auf Münster bezogen und eine auf einem Betonsockel stehende Arbeit, die vage an George Rickeys Drei rotierende Quadrate1 (1973) erinnerte, die sich in unmittelbarer Nähe auf der Engelenschanze befinden.
Manfred Pernice interessierte die Vielschichtigkeit des Ortes und seine historischen Bedeutungen. Einzelne Elemente der Installation lieferten Hinweise auf die Bezüge, die der kryptisch abgekürzte Titel in ausgeschriebener Form benannte: Denkmal & Freizeitanlage – York, Engelen, Schmitz (Übergangswohnheim Lankenau). Konkret bezog sich der Künstler auf die York-Kaserne, die Engelenschanze und auf die Kölner Schmitz-Säule, die ein multiples Referenzspiel mit Orten und Ereignissen in und um Münster eröffneten.
Während seiner Recherche in Münster kam Pernice ins Gespräch mit den Bewohner_innen der York-Kaserne, die 2007 teilweise als Wohnheim für asylsuchende Männer genutzt wurde. Einer dieser Männer äußerte den Wunsch nach einer überdachten Stelle im Garten für den Sommer, was Pernice zu einem Pavillon im öffentlichen Raum inspirierte.2 Die Engelenschanze als Standort seiner Arbeit weist ebenso wie die Kaserne eine wechselhafte Geschichte auf und wurde infolge der Kriegszerstörungen zur Parkanlage umfunktioniert. Mit der kinetischen Skulptur von Rickey befindet sich dort auch Münsters erste moderne Freiplastik, deren Ankauf im Jahr 1975 für regen Widerspruch in der Bevölkerung gesorgt hatte – ein Protest, der einen wichtigen Anstoß für die Entstehung der Skulptur Projekte gegeben hatte.
Pernice verstand ‚Stadt‘ als ein gewachsenes, mehrschichtiges Konstrukt mit unterschiedlichen Interessen. Entsprechend schnitt sein Beitrag eine Vielzahl ortsrelevanter Themen an: Einwanderung, demografischer Wandel, öffentliche Meinungsbildung und zeitgenössisches Kunstverständnis. Im Nachdenken über Orte in Münster durchdrang der Künstler den urbanen Wandel und schuf einen Ort, der seinen Gedanken dazu eine architektonische Form gab.
Daniel Friedt
1 George Rickey, Drei rotierende Quadrate, 1973, Edelstahl, Höhe: 350 cm, Quadrate: 115 x 115 x 11 cm, Geschenk der Westdeutschen Landesbank an die Stadt Münster, seit 1973 aufgestellt im Parkstück Engelenschanze, 1975 angekauft.
2 Vgl. Patrick Dehnbund, „Manfred Pernice“. In: Brigitte Franzen, Kasper König und Carina Plath (Hg.), skulptur projekte münster 07, Ausst.-Kat.: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster, Köln 2007, 188.
Standort
- Noch vorhanden / Öffentliche Sammlung
- Nicht mehr vorhanden
- Im Museum