Gregor Schneider
N. Schmidt Pferdegasse 19 48143 Münster Deutschland
2017
Installation
Rheydt 2017, freistehende Räume in Räumen, Tischlerplatten und Sperrholzplatten auf Holzkonstruktionen, 16 Türen, 6 Fenster, 10 Leuchten, 8 Heizkörper, 2 Duschen, 2 Toiletten, 2 Waschbecken, weiteres Inventar, graue und weiße Bodenfliesen, brauner und grauer Teppich, weiße und beige Wände und Tapete, nicht sichtbare Aktion
Standort
LWL-Museum für Kunst und Kultur
Domplatz 10
Zugang über Pferdegasse 19
Temporäre Installation für die Dauer der Ausstellung
Gregor Schneider
* 1969 in Rheydt, Deutschland, lebt in Mönchengladbach-Rheydt, Deutschland
Gregor Schneider entwickelt den Kanon seines Werks aus den baulichen und atmosphärischen Interventionen, die er (seit 1985) in einem vormaligen Mietshaus in Mönchengladbach-Rheydt vornimmt. 2001 entkoppelte Schneider ganze Raumfolgen aus diesem Haus u r genannten Gesamtkunstwerk, um sie dem deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig als Totes Haus u r einzuverleiben. Indem Schneider das LWL-Museum für Kunst und Kultur hinter dem Einbau eines privaten Wohnraums zurücktreten lässt, unterwandert der Künstler die Grenzziehung zwischen privatem und öffentlichem Raum. Zugleich intensiviert sein Werk die Frage nach der existentiellen Befindlichkeit des Menschen der nachmodernen Gesellschaft.
N. SCHMIDT trat bereits in der Ausstellung u r 54, N. SCHMIDT (Bremerhaven, 2001) in Erscheinung. Der Titel verweist auf die Herkunft N. SCHMIDT aus dem Raum 54 im Haus u r. Die Wohnung in Münster gab nun Gelegenheit, der Persona N. SCHMIDT auf die Spur zu kommen. Ein separater Eingang an der Westseite des Museumsneubaus führt über eine Treppe in den ersten Stock und zu einem Vorraum, von dem aus die Wohnung abzweigte. Im Durchschreiten von Garderobe, Wohnzimmer, Schlafzimmer und Bad gelangte der:die Besucher:in in einen Vorraum und eine weitere spiegelgleiche Einheit, deren räumliche Abfolge und Interieurs mit der ersten baulich identisch waren. In einer kreisförmigen Laufrichtung erreichten die Besucher:innen erneut den ersten Vorraum. Auf diese Weise wurde die Wiederholung von Erfahrungen ermöglicht, die, nun von Erinnerungen modifiziert, einen anderen Raum eröffneten. Das Prinzip von Verdopplung und Differenz setzte sich auch in den virtuellen Raum fort: Das Geschehen innerhalb der einen Wohnung schien synchron auf Bildschirme in der jeweils anderen Wohnung übertragen zu werden. Schneider löst mit dem Titel seines Werkes die Erwartung einer Begegnung aus, die aus der gemeinsamen Anwesenheit den Einzelnen hervortreten lassen – dem zuletzt eine Antwort auf die Frage überantwortet scheint: Wer ist N. SCHMIDT? Von diesem Szenario war das Museum als institutioneller und architektonischer Rahmen ausgeblendet; das Werk war der musealen Präsentation entzogen, die, aus der Sicht des Künstlers, das Werk tötet.
Seit Ende der 1990er Jahre inszeniert Schneider in seinen Interieurs die An- beziehungsweise Abwesenheit möglicher Bewohner:innen: gedeckte Tische, Gerüche und Geräusche scheinen diese zu beschwören. Schneiders Werk Die Familie Schneider, 14 und 16 Walden Street (London, 2004) stellte eine vorläufige Zuspitzung und Verschränkung dieser räumlichen und semantischen Werkaspekte dar: Die baugleichen und identisch ausgestatteten Doppelhaushälften wurden von je einem Zwillingspaar bewohnt, das, ungeachtet der Besucher_innen, alltägliche Handlungen verrichtete. Eine distanzierte Betrachtung der Umgebung und des Geschehens schien kaum möglich – der:die Besucher:in wirkte auch hier in einem zeiträumlichen emotionalen und mentalen Prozess an der Intensität von Schneiders Werk mit.
Nicola Torke
Bilder
Standort
- Noch vorhanden / Öffentliche Sammlung
- Nicht mehr vorhanden
- Im Museum