Michael Smith

Installationsansicht 2017, Foto: Henning Rogge

Installationsansicht 2017, Foto: Henning Rogge

Not Quite Under_Ground

2017

 

Installation, verschiedene Medien und Aktivitäten

 

Standort

Tätowierstudio Hansaring 38

 

Aktion und temporäre Installation während der Dauer der Ausstellung

 

Eigentümer

Nach Ende der Skulptur Projekte 2017 wurde die Arbeit für die Sammlung des LWL Museums für Kunst und Kultur angekauft. Sie wird fortan in veränderter Form als Innenrauminstallation in temporären Ausstellungen gezeigt.

 

 

Projekt Credits

Crew Tätowiersucht: Sascha Achilles, Elli Beike, Tanina Palazollo, Frank Zimmermann Recherche: Kate Scherer Design: Jesse Cline 3D-Visualisierung: Bill Haddad, Blue House Design Poster: James Scheuren Produktionssupport: Dan Gunn

 

Darsteller_innen

Sascha Achilles, Annegret Diehle, Heiner Diehle, Gerda Esser, Uschi Kniewel, Manfred Krukenkamp, Gilla Pitz, Tanina Palazollo, Michael Smith, Friedel Werner

 

Filmteam

Drehbuch: Michael Smith • Produziert von: jae kunst und medien • Regisseurin: Lejla Aliev • Kameramann: Jan Enste • Koordination: Julia Jung • Soundtrack: Kevin Bewersdorf • Schnitt: Lejla Aliev, Jan Enste •

Beleuchter / Kameraassistent: Gunar Peters • Visuelle Effekte: Adnan Alorbeni • Set-Runner: Anna Viehoff • Equipment: cineOne Dortmund, Kunstakademie Münster, Filmwerkstatt Münster e. V.

Dank an alle Künstler_innen, die Tattoos für Not Quite UNder_Ground designt haben.

Michael Smith

* 1951 Chicago, lebt in New York und Austin, USA

Michael Smiths künstlerische Praxis umfasst Performances, Videos und Installationen, die häufig mit der Adaption populärkultureller Medienformate operieren. Seit den 1970er Jahren bevölkern die Charaktere Mike und Baby Ikki seinen multimedialen, von Tragikomik durchzogenen künstlerischen Kosmos. In jüngerer Zeit diente Smith vor allem der naive Durchschnittsamerikaner „Mike“ als Alter Ego für die Auseinandersetzung mit Themen wie Alter, Jugendkult, Trends und Rollenbildern.

Mit der Installation eines Tattoostudios in Münster, in dem Personen ab 65 Jahren Sonderkonditionen erhielten, verschränkte Michael Smith diesen Themenstrang mit Aspekten des Städte- und Kulturtourismus. Besucher:innen konnten Motive aus einem Bilderpool auswählen, zu dem aktuelle und ehemalige Teilnehmer:innen der Ausstellung ebenso wie befreundete Künstler:innen und die Tätowierer:innen Zeichnungen beigesteuert haben. Die Bandbreite reicht von miniaturisierten Visualisierungen von Ausstellungsbeiträgen bis zu autonomen Entwürfen. Ein vom Künstler produzierter Trailer warb an touristischen Infopoints und bei Stadtrundfahrten im Bus für die Tattoos.

Smiths Projekt resultierte aus einer Verknüpfung lokaler und allgemeiner Alltagsbeobachtungen. Mit Interesse registrierte er sowohl die große Zahl an kulturaffinen Senior:innen, denen Münster als Ausflugsziel dient, als auch – unabhängig davon – die gesellschaftliche Akzeptanz, die Tätowierungen als Form symbolischer Körperkommunikation seit den 1990er Jahren erfahren haben. Lange mit Vorurteilen behaftet, sind sie als Lifestylephänomen und Selbstinszenierung, die ihr provokatives Potenzial weitgehend verloren hat, vor allem in einer jüngeren Generation stark präsent. Als schmerzhafte Umgestaltungen jener Membran, die Äußeres und Inneres trennt, fungieren Tattoos nicht nur als Körperschmuck, ihnen kommt als individuell gewählter Ausdruck auch identitätsstiftende Funktion zu. Smiths Arbeit knüpfte an dieses dem Medium inhärente Transformationsmoment an und propagierte, nicht ohne Augenzwinkern, eine Verjüngung mittels Anpassung an das jugendlichere Erscheinungsbild. Zudem nahm sie Bezug auf die Geschichte und das Format der Skulptur Projekte. Im Gegensatz zum temporären Charakter der Ausstellung zeugen die tätowierten Souvenirs von einer Kunsterfahrung, die sich im Speichermedium der Haut über das Ausstellungsende hinaus physisch einprägt. Die Zusammenarbeit mit Künstler:innen und Tätowierer:innen löste nicht nur die singuläre künstlerische Geste zugunsten einer kollektiven Autorschaft auf, sondern verschliff auch die Grenzen von Ausstellungskunst und populärkulturellen Bildmedien. Der mehrdeutige Titel spielte dabei sowohl auf die Tatsache an, dass Tätowierungen längst im Mainstream angekommen sind, als auch auf die gewachsene Popularität der Münsteraner Ausstellung. Zudem lässt er sich in abgründiger Weise auf das fortgeschrittene Lebensalter der Zielgruppe beziehen, das auch Smiths eigenem entspricht.

Andreas Prinzing

Bilder

Standort

  • Noch vorhanden / Öffentliche Sammlung
  • Nicht mehr vorhanden
  • Im Museum