Koki Tanaka
Provisional Studies: Workshop #7 How to Live Together and Sharing the Unknown [Provisorische Studien: Workshop #7 Wie zusammen leben und das Unbekannte teilen]
2017
Aktion und Workshops, Installation der Videodokumentation in vier Räumen, Begleitendes Booklet verfügbar vor Ort
Standort während der Ausstellung
Johannisstraße 18/20
Zugang über den Durchgang zwischen Johannisstraße 18/20 und 21, gegenüber dem Aegidiimarkt
Eigentümer
Nach Ende der Skulptur Projekte 2017 wurde die Arbeit für die Sammlung des LWL Museums für Kunst und Kultur angekauft und wird fortan in temporären Ausstellungen gezeigt.
Teilnehmer_innen Workshops:
Tasnim Baghdadi, Stephan Biermann, Isa Selçuk Dilmen, Annette Hinricher, Anna Mondain-Monval, JoAnn Osborne, Rolf Tiemann, Lina Zaher
Moderatoren_innen Workshops:
Ahmad Alajlan, Kai van Eikels, Andrew Maerkle, Hendrik Meyer, Tami Tanagisawa
Filmteam
Bildregisseur: Hikaru Fujii
Ton: Ryota Fujiguchi
Schnitt: Koki Tanaka
Kameramann: Shinya Aoyama
Tonassistent: Kadoaki Izuta
Assistenten: Lejla Aliev, Jakob Reuter
Koordination Workshop / Film: Sophia Trollmann
Assistentin: Alexandra Südkamp
Logistik: Jan Enste / kunst und Medien
Unterstützung Textilien: Kvadrat
Equipment: Kunstakademie Münster, Filmwerkstatt Münster e. V., Atelier Screen TV, ARTISTS’ GUILD, C-RENT, CAMCAR, cineOne
Untertitel: Eurotape – Media Services GmbH
Koki Tanaka
* 1975 Tochigi, Japan, lebt in Kyoto, Japan
Spätestens seit den Ereignissen von Fukushima spielt in den Arbeiten von Koki Tanaka der Umgang mit Krisen und darin temporär entstehenden Gemeinschaften eine wichtige Rolle. Tanaka bringt Menschen in ungewohnten und oft verunsichernden Situationen zusammen. Er erprobt in diesen besonderen, kollektiven Momenten die Möglichkeit des Widerstands gegen bestehende Routinen. Das dokumentarische Filmmaterial, das während dieser Situationen und Workshops entsteht, bildet in unterschiedlicher Form die Grundlage für seine Multikanal-Videoinstallationen.
Für die Skulptur Projekte Münster 2017 bat Koki Tanaka acht Münsteraner:innen unterschiedlicher Generationen und unterschiedlicher kultureller Herkunft, für zehn Tage an Workshops teilzunehmen. In Anlehnung an den gleichnamigen Buchtitel von Roland Barthes lautete die zentrale Frage: How to live together? Dazu lud Tanaka sogenannte Faciliators als temporäre Gäste und Impulsgeber für Beiträge ein.
Insgesamt neun Videosequenzen dokumentieren die gemeinsam verbrachte Nacht in der Turnhalle auf Gymnastikmatten, das Kochen eines Rezeptes aus Kriegszeiten, die Interview- und Filmsituation eines Globalisierungsexperten aus Syrien und Bewegungsübungen in einem ehemaligen Atombunker. Das Kamerateam war angewiesen, auch Pausen und Unterbrechungen einzufangen. In diesen werden Erschöpfung sowie das Entstehen oder Aufbrechen von Rollen- und Argumentationsmustern ebenso sichtbar, wie Momente der Irritation oder des Missfallens. Die Präsenz der Filmcrew macht die Partizipierenden vom ersten Moment des Zusammentreffens an zu Subjekten vor der Kamera und damit zu einer ausgewiesenen, temporären und definierten Gruppe von Performer_innen. Tanaka selbst sah sich während der Aufnahmen in der Rolle des Beobachters und überließ den Teilnehmenden die Gestaltung des Prozesses bis hin zur Entscheidung, eine Übung abzubrechen. Die Notizen des Künstlers waren, wie die Alltagsobjekte des Workshops, wichtiger Bestandteil der Arbeit und wurden als eigenständige Publikationen konzipiert.
Inhaltlicher Ausgangspunkt für Provisional Studies: How to live together? sowie Austragungsort der Workshops war das Aegidiimarkt-Areal gegenüber dem LWL-Museum für Kunst und Kultur. Ende der 1970er Jahren erbaut, vereint das Gebäude wohnen, einkaufen, arbeiten und Freizeit. Neben der Volkshochschule ist ein Parkhaus der von der Öffentlichkeit am meisten genutzte Bereich des Hauses. Letzterer wurde zur Zeit des Kalten Krieges gebaut und sollte bis 2015 im Krisenfall als ABC-Bunker 3000 Menschen Schutz bieten. Ein Blick in die Geschichte des Ortes zeigt, wie dort zu allen Zeiten unterschiedliche Gemeinschaften zusammenkamen oder gemeinsam lebten: Vor 1819 befand sich am selben Ort ein Kloster, welches ab 1830 als Kaserne genutzt wurde. Nach dessen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg lag das Gelände lange Zeit brach. Die Blickachsen, die die Besucher_innen vom Standort der Installation aus einnehmen konnten, stellten einen direkten Bezug zum gegenüberliegenden Aegidiimarkt her.
Sophia Trollmann
Bilder
Standort
- Noch vorhanden / Öffentliche Sammlung
- Nicht mehr vorhanden
- Im Museum