Joëlle Tuerlinckx

Le Tag / 200m, Skulpturenmuseum Glaskasten Marl, 2017, Foto Thorsten Arendt

Le Tag / 200m, Skulpturenmuseum Glaskasten Marl, 2017, Foto Thorsten Arendt

Le Tag / 200 m

2017  

 

Material

Kreidespray

 

Maße

200 m

Restaurierung

jeden Morgen 10 Uhr

 

Standort

Skulpturenpark Marl, Alter Friedhof Brassert

 

Temporäre Installation für die Dauer der Ausstellung

Joëlle Tuerlinckx

* 1958 in Brüssel, Belgien

lebt in Brüssel, Belgien

Joëlle Tuerlinckx‘ konzeptuelle Arbeiten entstehen häufig an der Grenze des Sichtbaren. Ihre Installationen aus gefundenen Objekten, Zeichnungen, Vitrinen und Fotografien sind mehr räumliche Erfahrungen als bloße Artefakte. Jeder Ausstellung liegt eine genaue Beobachtung des Raumes und der jeweiligen Institution zugrunde, auf die hin sie ihr Werk ortsspezifisch anpasst und neu betrachtet. Dabei gilt ihr Interesse besonders der Frage nach der gesellschaftlichen Rolle von Museen.

Mit ihrer Arbeit für die Skulptur Projekte Münster, die als Teil der Kooperation The Hot Wire mit dem Skulpturenmuseum Glaskasten Marl realisiert wurde, verließ Tuerlinckx den musealen Innenraum und arbeitete mit dem Gelände des alten Sickingmühler Friedhofs in Marl. Dieser wurde nach und nach in einen öffentlichen Park umgestaltet und wird vom Museum Glaskasten als Skulpturengarten genutzt. In einem ähnlichen Prozess der Umwandlung befindet sich auch das Museum selbst, das in den nächsten Jahren in die ehemalige Schule in der Kampstraße auf der anderen Seite des Friedhofparks umziehen möchte. Ausgehend von Überlegungen zur Linie als Skulptur oder Form und dabei anknüpfend an den Formalismus der Minimal Art, realisierte Tuerlinckx eine ephemere Skulptur in Form einer 200 Meter langen Linie. In einer performativen Aktion wurde die Linie Tag für Tag neu gezogen, und die Spur, die sie im öffentlichen Raum hinterließ, mit einem Kreidespray, wie es auch für Spielfeldmarkierungen auf Sportplätzen eingesetzt wird, nachgezeichnet. Nach der Laufzeit der Ausstellung verschwand die Arbeit allmählich, löste sich buchstäblich in Nichts auf.
In ihrer schieren Dimension rekurrierte Le Tag auf monumentale Werke der Land Art der 1960er Jahre. Sie steckte ein Gebiet ab und definierte einen Raum, gleichzeitig war sie ein grafisches Element und eine bewusste Setzung der Künstlerin: eine Signatur ähnlich einem Tag, dem persönlichen Kürzel, das Graffiti-Sprayer als Markierung einsetzen. Le Tag spielte aber auch mit dem deutschen Wort Tag und der täglichen Wiederholung der Aktion des Zeichnens. Wie nehmen wir Zeit wahr, wie stellt man sie dar, und was sind die Spuren, die das 20. Jahrhundert hinterlässt, sind Fragen, die Tuerlinckx immer wieder stellt.

Das Prinzip, bestehende Arbeiten neu zu denken, zu wiederholen, zu kopieren, zu überschreiben und eine Idee dadurch immer weiterzuentwickeln, durchzieht ihr gesamtes Werk. Linien, Punkte und Kreise und deren multiple Bedeutungsebenen als formale Körper, aber auch als Symbole, Zeichen- oder Ordnungssysteme finden sich sowohl als zweidimensionale gezeichnete Formen wie auch als physische Objekte darin wieder. Das Eingreifen in und Manipulieren des Ortes ist Ausgangspunkt jeder ihrer Auseinandersetzung mit einer Ausstellungssituation.

Leonie Pfennig

Bilder

Standort

  • Noch vorhanden / Öffentliche Sammlung
  • Nicht mehr vorhanden
  • Im Museum