Wagner / De Burca (Bárbara Wagner, Benjamin De Burca)
Bye Bye Deutschland! Eine Lebensmelodie
2017
1-Kanal-Videoinstallation, 20 Min.
Standort
Elephant Lounge, Roggenmarkt 15
Temporäre Installation für die Dauer der Ausstellung
Darsteller
Mike Förster, Sebastiano Lo Medico, Petra Schwar, Markus Sparfeldt, Makiko Tanaka, Leonardo Teumner, Stefani Teumner
Statisten
Ulla Bockhorn, Dorothée Degenhardt, Stephanie Heinrich, Jochen Hohmann, Hannelore Quick
Filmteam
Regie: Benjamin de Burca, Bárbara Wagner • Ausführender Produzent: Michel Balagué • Produktionsleitung: Lejla Aliev, Jan Enste • Postproduktion: Unai Rosende • Recherche-Assistentin: Hannah Zipfel • Kinematograf: Pedro Sotero • Erste Kamera-Assistentin: Maíra IabrudiZweiter • Kamera- / Licht-Assistent: Jakob Reuter • Oberbeleuchter: Gunar Peters Schnitt: Eric Ménard • Schnitt-Assistent: Mustafa Khalaf • Ton: Gábor Ripli • Musik-Produktion: Jochen Hohmann (Starstreet Studio) • Piano: Jürgen Bleibel • Assistenz Aufnahmeleitung: Sabine Huzikiewiz • Make-up, Kostüm, künstlerische Assistentin: Jana-Kerima Stolzer • Licht-, Grip-, künstlerischer Assistent: Alexander Rütten • Drohnen-Operatoren: Dirk Lüttke-Harmann, Christopher Müller
Drehorte
Botanischer Garten, Clemenskirche, Theater Münster, Preußenstadium, Grille Nachtclub und WDR Studio Münster
Wagner / De Burca (Bárbara Wagner, Benjamin De Burca)
Bárbara Wagner: * 1980 in Brasília, Brasilien, lebt in Recife, Brasilien
Benjamin de Burca: * 1975 München, Deutschland, lebt in Recife, Brasilien
Bárbara Wagner und Benjamin de Burca untersuchen gesellschaftlich-ökonomische Zusammenhänge, etwa anhand von großen Stadtentwicklungsprojekten oder ausgehend von bestimmten popkulturellen Phänomenen. Nach investigativen Recherchen am jeweiligen Ort produzieren sie – häufig gemeinsam mit den Protagonist_innen des porträtierten Mikrokosmos – fotografische und filmische Formate, die dokumentarische wie fiktionale Züge aufweisen.
Für ihr Projekt in Münster nahmen Wagner und de Burca den deutschen Schlager in den Fokus und hinterfragen historische und strukturelle Prinzipien dieses Genres mittels vor Ort produzierter Musikvideos. Die Diskothek The Elephant Lounge in der Münsteraner Altstadt fungierte dabei sowohl als investigativer Ausgangspunkt wie auch als Präsentationsort ihrer Videoinstallation. Die versteckt in einer Passage gelegene Diskothek bedient seit 1974 ein breites, generationenübergreifendes Publikum. Nach dem Schlager-Boom der 1950er Jahre führte die Schlagerindustrie jahrzehntelang ein erfolgreiches Nischendasein. Nach einer ersten Renaissance in den 1990er Jahren erlebt der deutsche Pop momentan eine weitere Welle neuer, nun mehr elektronisch gefärbter deutschsprachiger Musik, deren Inhalte und Ästhetik an Schlagermuster anknüpfen. Die Außenperspektive ermöglichte dem in Brasilien lebenden Künstlerduo einen Blick auf diese Entwicklung und ihren gesellschaftlich-kulturellen Gesamtkontext.
Dem Projekt in Münster ist eine Beschäftigung mit der Brega-Szene und -Industrie in der im Norden Brasiliens gelegenen Stadt Recife vorausgegangen. Der unlängst sehr erfolgreiche Tecno-Brega orientiert sich musikalisch an der elektronischen Popkultur der 1980er Jahre, wobei die Liedtexte ähnlich theatralische Bilder von Liebe, Leben, Träumen und Traurigkeit umschreiben, die durchaus mit denen des deutschen Schlagers vergleichbar sind. Ihr Film Estas vendo coisas aus dem Jahr 2016 porträtiert einige Sänger:innen, Tänzer:innen und Produzent:innen der Szene in Aufnahmesituationen; formal bedient und dekonstruiert er das Genre Musikvideo zur selben Zeit.
In einer Stadt, deren Wahrnehmung oft über sogenannte Hochkultur generiert und befördert wird, trifft das Nachkriegsmusikgenre Schlager an Orten wie der Elephant Lounge offensichtlich einen bestimmten Nerv, der sich in den eskapistischen Qualitäten, eingängigen Motiven und der leicht verständlichen Sprache der Musik spiegelt. Die Musikvideos wurden vor Ort in Münster und mithilfe von ansässigen Produzent:innen und Teams gedreht.
Nico Anklam
Bilder
Standort
- Noch vorhanden / Öffentliche Sammlung
- Nicht mehr vorhanden
- Im Museum