Rémy Zaugg

Installationsansicht 2017. Foto: Hubertus Huvermann

Installationsansicht 2017. Foto: Hubertus Huvermann

Versetzung des Denkmals Knecht mit Pferd und Magd mit Stier

1987

Zwei Bronzeskulpturen des Künstlers Carl Hans Bernewitz und zwei neue Sockel

Sockel je 2 x 2,5 x 1,3 m

Figuren je ca. 2 x 3 x 1,3 m

 

Standort

Kreisverkehr am Ludgeriplatz an der Einmündung Hammer Straße, permanente Aufstellung

 

Eigentümer

Stadt Münster

Rémy Zaugg

* 1943 in Courgenay, Schweiz
† 2005 in Arlesheim, Schweiz

Bei seinen Recherchen im Vorfeld der Skulptur Projekte in Münster 1987 wurde Rémy Zaugg auf die Bronzeplastiken Knecht mit Pferd und Magd mit Stier des Bildhauers Carl Hans Bernewitz aufmerksam. Bei ihrer Erstaufstellung 1912 sollten die Skulpturen ursprünglich die westfälischen Bauern und Handelsleute empfangen, die von Süden her in die Stadt kamen. Einem Triumphbogen gleich, Viehzucht und Ackerbau symbolisierend, standen die beiden aufeinander zuschreitenden Tiere auf etwa zwei Meter hohen Sockeln an der Einmündung der heutigen Hammer Straße. Anfang der 1960er Jahre verloren die Bronzen jedoch ihre Funktion. Sie wurden von ihren Sockeln gehoben und nebeneinander, wie vor einen Pflug gespannt, an der Seite des Kreisverkehrs vor dem Stadthaus II abgestellt.1 Zum Zeitpunkt von Zauggs Besuch befand sich am Ludgeriplatz eine Baustelle, sodass das Skulpturenpaar zusätzlich von Bauzäunen und Containern umschlossen war.

In Vorbereitung der Ausstellung in Münster setzte sich Zaugg kritisch mit der Nutzlosigkeit und Überfülle von Skulptur im öffentlichen Raum auseinander. Der Zustand des Ensembles bestätigte seine Annahme über die Vernachlässigung der Skulpturen und den Verlust ihrer Wirkung. Sein Vorschlag für die Skulptur Projekte in Münster 1987 sah daher vor, die beiden Skulpturen an ihren ursprünglichen Standort zu versetzen, diese wieder auf hohen Sockeln und einander gegenüber aufzustellen und ihnen somit ihre einstige Position und Funktion zurückzugeben. Zaugg kritisiert damit die Paradoxie, dass die Stadt Münster alle zehn Jahre Künstlerinnen und Künstler willkommen heißt, um Kunstwerke im öffentlichen Raum zu schaffen, dabei aber auch mit der Situation umgehen muss, die bereits vorhandenen Skulpturen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.2 Er verweist auf den oft vernachlässigten Bestand an Kunstwerken und Denkmälern und erinnert gleichzeitig an die Verantwortung, die mit dieser Tradition einhergeht. Zauggs Translokation löste ein reges Interesse bei den Bürger:innen der Stadt aus und entfachte eine lebendige Diskussion über den Wandel der Stadt, ihre Erinnerungskultur sowie den immanent produktiven Moment von Kunst im öffentlichen Raum.

Clara Napp

1 Klaus Bußmann und Kasper König (Hg.), Skulptur Projekte in Münster 1987, Ausst.-Kat.: Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster, Köln 1987, 261–270, hier 268.

2 Ebd., 264 und 268.

Bilder

Standort

  • Noch vorhanden / Öffentliche Sammlung
  • Nicht mehr vorhanden
  • Im Museum