Ulrich Rückriem

Seit Ende der 1960er Jahre entwickelt Ulrich Rückriem künstlerische Arbeiten aus verschiedenen Natursteinen. Diese wählt der Künstler zuvor in einem Steinbruch aus, um sie anschließend mittels zweier Verfahren zu bearbeiten: Spalten und Schneiden. Die Monolithe werden dabei in einzelne Segmente zerlegt und anschließend wieder zu ihrer ursprünglichen Form zusammengesetzt. Auch bei Dolomit zugeschnitten sind die Brechspuren und Fugenschnitte der aus neun auf- und absteigenden keilförmigen Steinrohlingen bestehenden Arbeit deutlich zu erkennen. „Die von mir am Material vorgenommenen Bearbeitungen bestimmen das Objekt selbst und dessen Beziehung zum neuen Standort“,¹ so beschreibt Rückriem seine Arbeitsweise. Der Titel gibt dabei, wie generell bei seinen Skulpturen, das verwendete Material und die Verfahrensweise wieder.
Die Skulptur wurde an der Nordseite der Petrikirche, einer ehemaligen Jesuitenkirche, am sogenannten Jesuitengang so aufgestellt, dass zwischen der gotischen Kirche und der Skulptur ein Gang, ein beinahe quadratischer Raum entsteht. Dieser Bereich wird durch die Länge der Arbeit und durch die steil abfallenden Schnittflächen der Steinrohlinge, die eine Wand formen, zur Kirche hin definiert. Doch die Skulptur kann nicht nur als Weiterentwicklung der Proportionen der Kirchenarchitektur gedacht werden. Mit ihrer schräg zu einer kleinen Rasenfläche hin abfallenden Form bildet sie auch eine Art Gegenstück zu den Strebepfeilern der Kirche und befindet sich mit ihrem manifesten Körper in einem stetigen Dialog mit der Kirchenmauer und der Umgebung.
Die Skulptur wurde zunächst zeitlich begrenzt bis 1981 aufgestellt und entfachte stadtintern eine heftige Diskussion über moderne Skulptur im öffentlich-städtischen Raum. 1987 wurde die Arbeit erneut an ihren ursprünglichen Ort an der Petrikirche installiert, zwischenzeitlich war sie Teil der Sammlung Grässlin in St. Georgen. Heute befindet sich Dolomit zugeschnitten in Besitz der Stadt Münster.

Konstanze Klecha

¹ Ulrich Rückriem, Skulpturen 1968–1973, Köln 1973, 5.