Jenny Holzer

Jenny Holzers Beitrag für die Skulptur Projekte in Münster 1987 umfasste neben den Laufschriften in der Diskothek Odeon fünf Sandsteinbänke aus der Serie Under a Rock (1986). Diese standen symmetrisch angeordnet rechts und links des Kriegerdenkmals von Alexander Frerichmann aus dem Jahr 1923 auf der Hauptallee im Schlosspark. Seit 1988 sind zwei Bänke dauerhaft aufgestellt. Auf den Sitzflächen befinden sich, vergleichbar mit Gedenktafeln, Inschriften, welche nüchtern die Grausamkeiten des Krieges thematisieren wie beispielsweise „PEOPLE GO TO THE RIVER WHERE IT IS LUSH AND MUDDY TO SHOOT CAPTIVES, TO FLOAT OR SINK THEM“.¹

Holzer nutzt Sprache als primäres künstlerisches Medium. Vergleichbar mit vielen anderen ihrer Werke verwendete sie auch für die Bänke anonyme, schnell erfassbare Phrasen, die auf Volksweisheiten oder Klischees zurückgehen. Dadurch erzielt sie einen hohen Erinnerungswert und eine allgemeine Verständlichkeit.
Formal und inhaltlich nehmen die Bänke Bezug auf den Krieg; ohne Arm- und Rückenlehnen erinnern sie an Sarkophage oder Grabmonumente. Der verwendete Schrifttyp findet sich auf vielen Grabmälern amerikanischer Friedhöfe wieder. Durch die Ausrichtung der Bänke sowie mittels der Inschriften tritt das Kunstwerk – sowohl damals in seiner ursprünglichen als auch heute in seiner reduzierten Form – zum einen topografisch, zum anderen thematisch in einen kritischen Dialog mit dem vorhandenen Denkmal. Die Diskrepanz zwischen Holzers Phrasen und dem Tenor der Heldenverehrung und Trauer über den verlorenen Ersten Weltkrieg wird offensichtlich, so ist auf dem Denkmal zu lesen: „Ob auch alles um uns sank, lasst uns nicht entarten! Haltet Schwert und Ehre blank! Unsere Toten – Warten!“

Alina Beckmann

¹ Susanne Weirich, Language is a Virus from Outer Space. In: Klaus Bußmann und Kasper König (Hg.), Skulptur Projekte in Münster 1987, Ausst.-Kat.: Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster, Köln 1987, 126–132, hier 128.