Carl Andre

Gras und Stahl, diese Materialkombination hatte Carl Andre bereits 1977 in Münster genutzt. Zehn Jahre später schlug er zunächst ein Projekt für eine verwilderte Trasse zwischen Münster und Gievenbeck vor. Die Stadt hatte hier einst einen Teil der Umgehungsstraße projektiert. Unter Verzicht auf vorgefertigtes Material plante Andre, dort mit einfachem Werkzeug und vor Ort entdeckten Fundstücken eine Installation zu entwickeln.

Diese Projektidee verwarf der Künstler jedoch. Stattdessen arbeitete er auf dem ausgewählten Wiesenstück entlang der Busso-Peus-Straße abermals mit rostigen Stahlplatten, welche er schon für eine frühere Kunstaktion in der Düsseldorfer Konrad Fischer Galerie verwendet hatte. Die Anordnung der Quadrate erfolgte weiträumig über das unebene Bodenniveau. Das Menschengemachte und die Natur formten eine Einheit; beide wurden dem Einfluss von Witterung, Zeit und Verwilderung preisgegeben. Carl Andre platzierte seine Kunst nicht mehr nur auf dem Boden, er ließ den Boden selbst zu einem essentiellen Teil der Skulptur werden. Anstelle des 1977 mit ebenfalls rostenden Stahlplatten dargestellten Wegmotivs entstand nun die flächige Markierung einer Ortssituation, die aufgrund ihrer Geschichte „nicht mehr Weg […] und noch nicht Straße“¹ war.

Daniel Friedt

¹ Georg Jappe, Skulptur Projekte in Münster 1987. Rundgang, Münster 1987, 135.