Scott Burton

Inspiriert von einem Besuch auf Henry van de Veldes Hohenhof in Hagen entwarf Scott Burton zwei elegant geschwungene Bänke, die 1987 einander vis-à-vis an der Engelenschanze aufgestellt wurden.¹ Zaunartige, weiß lackierte Strukturen umfassten kleinere Sitzflächen aus dunklem Holz, die einen Eindruck von Leichtigkeit vermittelten. Von einem Baum ausgehend, öffneten sich die Bänke in Form eines Ovals. Sie korrespondierten mit der Wegführung des Parks sowie mit der Struktur eines nahegelegenen Gebäudes und einem Klettergerüst auf einem Spielplatz.

Für das Foyer des Westfälischen Landesmuseums entwarf Burton außerdem ein blockartiges, schwer anmutendes Möbelensemble aus Baumberger Sandstein, dem traditionellen Münsteraner Baumaterial, bestehend aus einem Tisch, zwei Sesseln und einer Bank.

Ähnlich wie die Arbeiten des mit Burton befreundeten Künstlers Siah Armajani, der im selben Jahr in Münster seinen Study Garden schuf, verwischen in Burtons Objekten die Grenzen zwischen Mobiliar und Skulptur, angewandter und freier Kunst, Ausstellungs- und Gebrauchswert. Burtons Formenrepertoire rekurriert auf minimalistische Objekte, deren sonst nüchternes Erscheinungsbild von ihm jedoch durch die Benutzbarkeit und die soziale Dimension konterkariert wird. Ebenso, wie die Skulpturen in Form und Material Bezug auf ihre Umgebung nehmen, spiegeln sie das künstlerische Interesse an der Verbindung von Kunst, Design und gesellschaftlichen Fragestellungen wider. Mit reduzierten körperlichen Aktivitäten wie Sitzen oder Liegen verbunden, bieten sie die Möglichkeit einer taktilen Erfahrung, die über eine reine Betrachtung hinausgeht. Burton wendet sich gegen eine Autonomie von Kunst, deren elitäre Isolierung er wiederholt kritisiert hat.

Andreas Prinzing

¹ Scott Burton, „Ein Paar von Parkbänken. 1986 für Münster entworfen“. In: Klaus Bußmann und Kasper König (Hg.), Skulptur Projekte in Münster 1987, Ausst.-Kat.: Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster, Köln 1987, 58.