Marjetica Potrč

Magadan, 1997 © Courtesy the Artist and Galerie Nordenhake Berlin / Stockholm. Foto: Roman Mensing / artdoc.de

Magadan, 1997 © Courtesy the Artist and Galerie Nordenhake Berlin / Stockholm. Foto: Roman Mensing / artdoc.de

Magadan

1997

Installation

Schild mit der Aufschrift „MAGADAN“, diverse Baumaterialien wie Ziegelsteine, Holz, eine Kunststoffbedachung

 

Standort

Gelände des Luftschutzbunkers an der Lazarettstraße, temporäre Einrichtung für die Dauer der Skulptur. Projekte in Münster 1997

 

Marjetica Potrč

* 1953 in Ljubljana, Slowenien

lebt und arbeitet in Ljubljana

 

Mit Magadan setzte Marjetica Potrč 1997 den Namen einer ostrussischen Küstenstadt über die Tordurchfahrt eines Backsteingemäuers nahe der Promenade. Bei dem massiven Bauwerk handelt es sich nur scheinbar um eine historische Befestigungsanlage. Hinter der camouflierenden Fassade verbirgt sich ein 1941 errichteter Hochbunker. Potrč öffnete das Gebäude partiell, sodass man nach dem Passieren enger Korridore rückseitig eine tiefer gelegene Grünfläche erreichte, auf der drei Gebäudestrukturen mit zugemauerten Fenstern platziert waren. Nur auf einer Seite mit Fresken verziert, entpuppten sie sich als leer stehende Rohbaustrukturen. In ihrem fragmentarischen Zwischenzustand warfen sie zahlreiche Fragen auf und zeigten Potrčs Interesse an informellen Architekturen, die sich städteplanerischen Regulierungen widersetzen. Francesco Bonami bezeichnete dies als „anthropological urbanism“.1

Während die diplomierte Architektin und Bildhauerin in anderen ,Fallstudien‘ spezifische Siedlungstypen, Wohnformen und lokale Architektursprachen untersucht und zitiert, bediente sie sich in Münster einer generischen Konstruktion. Diese war universell lesbar und griff auf pragmatische Weise auf unkonventionelle Materialien zurück. Hier wie dort stehen improvisierte Architekturen und Orte, die ein Eigenleben entwickeln, im Fokus einer dezidiert gesellschaftskritischen künstlerischen Praxis, was in einem Statement Potrčs deutlich wird: „Ich glaube, es ist gut für Münster, einen Ort zu haben, der all das ist, was Münster nicht ist, etwas unerwartet Verlassenes, Schäbiges, Wildes, Unkontrollierbares und Unordentliches zu haben, etwas, das keinen Nutzen für die Stadt hat. Ich denke, daß Städte leere Gebäude brauchen (Ruheorte), so wie ein Mensch einen Platz zum Schlafen braucht.“2

Andreas Prinzing

1 Francsco Bonami, „Promised Land. Shelters and Other Spaces in the Work of Marjetica Potrč“. In: Künstlerhaus Bethanien / Philip Morris Kunstförderung (Hg.), Marjetica Potrč, Berlin 2001, 3.

2 Marjetica Potrč, „Vorschlag für Skulptur Projekte in Münster 1997“. In: Klaus Bußmann, Kasper König und Florian Matzner (Hg.), Skulptur. Projekte in Münster 1997, Ausst.-Kat.: Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster, Ostfildern-Ruit 1997, 324.

 

Bilder

Standort

  • Noch vorhanden / Öffentliche Sammlung
  • Nicht mehr vorhanden
  • Im Museum