Bert Theis

Installationsansicht 1997 © Bert Theis. Foto: Roman Mensing / artdoc.de

Installationsansicht 1997 © Bert Theis. Foto: Roman Mensing / artdoc.de

Philosophische Plattform

1997

Installation

Holz, weiße Farbe, Metall, Sound-Anlage, Mini-Disc, Nebelanlage, Lichtanlage

2300 x 1000 x 120 cm

 

Standort

Schlossgarten, Rasenfläche zwischen Schloss und Botanischem Garten, temporäre Aufstellung für die Dauer der Skulptur. Projekte in Münster 1997

 

 

Bert Theis

* 1952 in Luxemburg, Luxemburg

† 2016 in Luxemburg  

Auf der Rasenfläche zwischen Schloss und Botanischem Garten ließ Bert Theis 1997 die Philosophische Plattform errichten. Das weiß lackierte Holzpodest, dessen Maße und Standort sich auf den Mittelrisalit der Schlossfassade bezogen, war über zwei Freitreppen und Rampen begehbar. Die Konstruktion erinnerte an eine leere Bühne, die durch Aktionen belebt wurde. Jede:r konnte sich darauf zu Fuß oder mit dem Fahrrad bewegen, sich ausruhen oder einen Blick über die Hecke des Botanischen Gartens in Richtung der Schlossrückseite werfen. Aus dem Inneren der Installation ertönten computertechnisch modifizierte Geräusche und abends stiegen Nebelschwaden aus der von unten beleuchteten Plattform auf. Die Konstruktion hatte somit sowohl eine erkenntnistheoretische Funktion als auch einen konkreten Gebrauchswert.

Theis bezog seine Arbeit auf die nicht verwirklichten Pläne einer barocken Gartenanlage mit zentralen Sicht- und Wegeachsen in Münster.1 Diese Achsen hätten aus Sicht des Künstlers ein beschleunigtes Erleben der Umgebung „per Kutsche oder Pferd“ erlauben können.2 Dementsprechend betonte die Plattform ihre axiale Ausrichtung und blieb durch die Rampen für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen überquerbar.

Daniel Friedt

1 Johann Conrad Schlaun, der Architekt des fürstbischöflichen Schlosses von Münster, hatte im 18. Jahrhundert einen Park nach französischem Vorbild geplant. Nach Schlauns Tod 1773 bevorzugte sein Nachfolger Wilhelm Ferdinand Lipper zur Fertigstellung jedoch das Modell des englischen Gartens. Schlauns symmetrisches Gartenkonzept wird dokumentiert durch Originalpläne im Besitz des LWL-Museums für Kunst und Kultur. Darüber hinaus bezog sich der Künstler auf zwei philosophische Schriften: Immanuel Kant, Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen, Königsberg 1764; ders., „Das Ende aller Dinge“. In: Berlinische Monatsschrift, 23, 1794, 495–523.

2 Gespräch zwischen Bert Theis und Carlo Dolci. In: Klaus Bußmann, Kasper König und Florian Matzner (Hg.), Skulptur. Projekte in Münster 1997, Ausst.-Kat.: Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster, Ostfildern-Ruit 1997, 417.

Standort

  • Noch vorhanden / Öffentliche Sammlung
  • Nicht mehr vorhanden
  • Im Museum