Stephen Craig

An der Promenade zwischen Aegidiitor und Wallgasse legte Stephen Craig auf der abschüssigen Rasenfläche mit 50 bzw. 80 Zentimeter hohen Quadern aus Baumberger Sandstein zwei rechteckige Grundrisse an. Die einfachen querrechteckigen Strukturen ähnelten dabei sehr dem Grundrisstypus antiker griechischer Tempel. Mit einer Seitenlänge von sieben Metern handelte es sich hier jedoch um ein Miniaturmodell. Ein Steingrundriss wurde von einem modernen hölzernen Pavillon mit mehreren großformatigen, beinahe bodentiefen Fenstern umschlossen und war somit für die Besucher:innen nicht zu betreten. Die benachbarten Grundrissstrukturen blieben ungeschützt und mochten in dieser halbhohen Form an tatsächliche antike Ruinen und archäologische Stätten erinnert haben. „Sind es überhaupt Ruinen? Und nicht vielleicht ein Fundament für ein neues Gebäude? Ist der Pavillon eine Art Vitrine, […] oder ist er eine neue Struktur, die um die alte Form herum gewachsen ist?“¹

Stephen Craig thematisierte in seinem Beitrag die Wahrnehmung von tradierten Formen und Strukturen und den Umgang mit ihnen, indem er traditionelles Baumaterial und alte Baustrukturen mit einem modernen Pavillon kombinierte. Damit rekurrierte Craig auch auf Zerstörung und Wiederaufbau in der Münsteraner Stadtgeschichte. Ebenso wurde durch die unterschiedlichen Zugangsmöglichkeiten der Architekturen auch das Verhältnis von öffentlichem und privatem Raum auf Miniaturebene visualisiert und hinterfragt.

Ronja Primke

¹ Stephen Craig, „Beitrag zu Skulptur. Projekte in Münster 1997“. In: Klaus Bußmann, Kasper König und Florian Matzner (Hg.), Skulptur. Projekte in Münster 1997, Ausst.-Kat.: Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster, Ostfildern-Ruit 1997, 112.