Alighiero Boetti / (auch als Alighiero e Boetti)

Das bronzene Selbstbildnis Mi fuma il cervello des bereits 1994 verstorbenen italienischen Konzeptkünstlers Alighiero Boetti wurde während der Skulptur. Projekte in Münster 1997 in der idyllischen Umgebung des Aa-Ufers aufgestellt. Die 170 Zentimeter hohe Skulptur, deren Platzierung im Grünen die Tradition der europäischen Garten- und Parkskulptur in Erinnerung rief, zeigt die hagere Gestalt des Künstlers im weit geschnittenen Anzug und mit derangiertem Haar. Im Kontrapost stehend, hält der Dargestellte mit stoisch-entschlossener Miene einen Wasserschlauch in der erhobenen Rechten. Bei Inbetriebnahme der hydraulischen Pumpvorrichtung im Inneren der Skulptur schoss von Zeit zu Zeit „ein Wasserstrahl [hervor], der auf den mittels elektrischer Widerstände erhitzten Kopf“¹ der Skulptur fiel und sich beim Auftreffen zischend in eine Wolke aus Wasserdampf verwandelte.

Die entstehende Dampfwolke versinnbildlichte dabei die Prozesse kreativer Schöpfung. Zugleich ist das Selbstporträt – halb klassischer Heros, halb traurige Gestalt – jedoch auch als ironischer Kommentar auf die Rolle des Künstlers und die Tätigkeit des Kunstschaffens zu verstehen. Die sieben Abgüsse der Skulptur befinden sich heute in verschiedenen internationalen Sammlungen.

Ronja Primke

¹ Jean-Christophe Ammann (Hg,), Alighiero Boetti, 1965–1994, Ausst.-Kat.: Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, Mailand 1997, 192, zit. in: Klaus Bußmann, Kasper König und Florian Matzner (Hg.), Skulptur. Projekte in Münster 1997, Ausst.-Kat.: Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster, Köln 1997, 71.