Andreas Siekmann
Trickle down. Der öffentliche Raum im Zeitalter seiner Privatisierung
2007
Installation aus polychrom lackierter Skulptur und Schrottpresse
Standort
Temporäre Aufstellung im Ehrenhof des Erbdrostenhofes, Salzstraße 38
Andreas Siekmann
* 1961 in Hamm, Deutschland
lebt und arbeitet in Berlin, Deutschland
Auf dem Vorplatz des von Johann Conrad Schlaun entworfenen barocken Stadtpalais ragten 2007 Fragmente von Bären, Schwänen und Kühen in Hellblau, Rosa, Blassgelb und zartem Grün aus dem Knäuel, das aufgrund seiner Maße an Claes Oldenburgs Giant Pool Balls am Aasee erinnerte. Gegenüber der Kugel stand eine Schrottpresse, die in diesem Zusammenhang aussah „wie eine Guillotine nach dem Vollzug“.1 In leuchtendem Orange waren darauf genau jene Tiere wiederzufinden, die hier ‚recycelt‘ wurden. Es handelte sich um seriell produzierte Kunststofffiguren, die seit den 1990er-Jahren als von Künstler:innen oder Anwohner:innen zu gestaltende ,Objekte‘ oder als Werbeflächen von Unternehmen verkauft wurden. Ob der Bär in Berlin oder die Kuh in Zürich – die Maskottchen waren im Zuge von Stadtmarketingkonzepten in die Zentren geraten.
Gepresst zu einem Klumpen, spielten die Tiere auf die sogenannte Pferdeäpfeltheorie oder Durchsickerungstheorie an, ein Wirtschaftstheorem nach Bernard de Mandeville aus dem frühen 18. Jahrhundert. Auch Trickle down bedeutet ,Durchsickern‘. Dies bezog sich auf den Wohlstand einiger weniger, der sich langsam auch positiv auf ärmere Schichten auswirken oder, um beim Bild des Pferdeapfels zu bleiben, von dem gelegentlich etwas für die Ärmeren abfallen würde. In der Tradition der Suche nach einer verständlichen Bildsprache während der Wirtschaftskrise in den 1920er-Jahren fand Siekmann mit der Schrottpresse und den zusammengepressten Maskottchen im repräsentativen Cour d’honneur ein klares Bild für diese Zusammenhänge.2
Anna-Lena Treese
1 Andreas Siekmann, „Trickle down. Der öffentliche Raum im Zeitalter seiner Privatisierung“. In: Brigitte Franzen, Kasper König und Carina Plath (Hg.), skulptur projekte münster 07, Ausst.-Kat.: LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster, Köln 2007, 232.
2 Stephanie Szepanek im Gespräch mit Andreas Siekmann. In: Westfälisches Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte, Münster, und Kunstakademie Münster (Hg.), skulptur projekte münster 07. Vorspann, Köln 2007, 118–125.
Standort
- Noch vorhanden / Öffentliche Sammlung
- Nicht mehr vorhanden
- Im Museum