Ei Arakawa
Harsh Citation, Harsh Pastoral, Harsh Münster [Harsches Zitat, harsche Pastorale, Harsches Münster]
2017
Installation
LED-Streifen auf handgefärbtem Textil, LED-Transmitter, Netzteile, SD-Karten, Energieumwandler, Karton, Verstärker, Mediaplayer
Maße
130 × 150 cm (Gustave Courbet)
193 × 128 cm (Nikolas Gambaroff)
190 × 250 cm (Jutta Koether)
188 × 280 cm (Joan Mitchell)
115 × 110 cm (Amy Sillman)
147 × 279 cm (Reena Spaulings)
194 × 131 cm (Atsuko Tanaka)
Standort
Wiese vor Haus Kump, Mecklenbecker Straße 252
Temporäre Aufstellung für die Dauer der Ausstellung
Ei Arakawa
* 1977 in Fukushima, Japan
lebt und arbeitet in New York, USA
Die Arbeiten Ei Arakawas sind meist performativ und schließen alltägliche Gegenstände, Kunstwerke oder Menschen als Akteur_innen gleichsam und gleichberechtigt ein. An künstlerische Strategien der Gutai-Gruppe und Fluxus anknüpfend, spielen Musik und Text in seinen Installationen und Aufführungen eine wichtige Rolle.
Für die Skulptur Projekte 2017 inszenierte Arakawa auf einer Wiese am südwestlichen Ende des Aasees ein Licht- und Klangspiel. Der Künstler gruppierte sieben grob gerasterte LED-Malereien, die er per Hand zusammengefügt hat, auf der Grünfläche. Als Bildvorlagen für diese Panels dienten Gemälde von Gustave Courbet, Nikolas Gambaroff, Jutta Koether, Joan Mitchell, Amy Sillman, Reena Spaulings und Atsuko Tanaka. In direkter Nachbarschaft zum Haus Kump, einer der ältesten Siedlungen in Münster und dem Sitz der Akademie der Gestaltung der Handwerkskammer, wurden die leuchtenden und tönenden Bilder als ein audiovisueller Chor in der Landschaft arrangiert.
Wie häufig in Arakawas Werk wurde Malerei mit einem performativen Potenzial ausgestattet. In seiner künstlerischen Praxis zeigt sich unter anderem ein zwiespältiges Verhältnis zur gängigen Rezeption von Gemälden als an der Wand hängenden Objekten. Arakawa trug schon in früheren Projekten Leinwände durch Museumsräume, um starre Verhältnisse aufzubrechen und ein gegenseitiges Aktivierungspotenzial von Bild und Rezipient:innen zu ermöglichen. Das gemeinsame Stehen oder Gehen, Singen oder Sprechen wird zu einem Akt kollektiver Kreativität. Häufig tritt dabei eine Handlungs-macht zutage, in der die Idee des Individuums durch gemeinschaftliche, partizipative Energie ersetzt wird. Deshalb zeichnen sich auch die von ihm hergestellten Objekte durch eine starke Do-it-yourself-Ästhetik aus: An der Perfektion eines maschinell und anonym hergestellten Ergebnisses ist Arakawa nicht interessiert.
Für sein Projekt in Münster war die Idee der Gemeinschaft in zweifacher Hinsicht wichtig: Er vereinte eine Gruppe digitaler Tafelbilder, die in der Landschaft leuchteten. Arakawa gab ihnen – ganz wörtlich – eine Stimme, und räumte der digitalen Kopie die Interpretationshoheit über sich selbst und das entsprechende Original ein. Die Objektgemeinschaft generierte aus einer nur bedingt kontrollierbaren audiovisuellen Interaktion neue Formen ihrer selbst. Darüber hinaus entstand an dem ruhigen und abgelegenen Ort eine temporäre Gemeinschaft der Besucher_innen. Das Spazieren und die Begegnung mit Arakawas LED-Malereien auf der grünen Wiese wurde durch die Verwendung von Courbets Gemälde Die Begegnung (1854) reflektiert. Die Vorlage dieser Malerei zeigt die bedeutende Begegnung des wandernden Künstlers mit seinem Mäzen in einer flachen, grünen, pastoralen Landschaft.
Nico Anklam
Bilder
Standort
- Noch vorhanden / Öffentliche Sammlung
- Nicht mehr vorhanden
- Im Museum