Nicole Eisenman

Installationsansicht 2017, Foto: Henning Rogge

Installationsansicht 2017, Foto: Henning Rogge

Sketch for a Fountain (Skizze für einen Brunnen)

2017

 

Skulpturenensemble, Brunnenanlage

 

Bronze, Gips, Wasserbecken

 

Maße

Wasserbecken ca. 500 × 700 cm

Liegende Bronze ca. 70 × 165 × 280 cm

Stehende Bronze ca. 260 × 80 × 120 cm

Sitzende Gipsfigur ca. 100 × 120 × 100 cm

Liegende Gipsfigur ca. 50 × 120 × 320 cm

Liegende Gipsfigur mit Wasser ca. 150 × 110 × 240 cm

 

Standort

Wiese neben der Promenade

Am Kreuztor / Promenade

 

Temporäre Aufstellung für die Dauer der Ausstellung

 

 

Durch das Engagement der Initiative Dein Brunnen für Münster e.V. ist der Brunnen seit September 2021 dauerhaft an seinem ursprünglichen Standort installiert.

 

mehr Informationen unter: https://www.deinbrunnen4ms.de/

 

 

Nicole Eisenman

* 1965 Verdun, Frankreich

lebt in New York, USA

Nicole Eisenman ist vor allem als Malerin und Zeichnerin bekannt. Spielerisch greift sie auf eine Palette an Stilen und Bildsprachen zurück, die von Renaissancemalerei bis zur Moderne reicht, und verknüpft sie mit Alltagsbeobachtungen und Referenzen auf Popkultur und Pornographie. Beziehungen, Rollenklischees, Körper und Sexualität kommt in ihren figurativen, melancholisch grundierten Bildern zentrale Bedeutung zu. Seit 2012 bedient sich Eisenman darüber hinaus vermehrt des Mediums Skulptur, dessen haptisch-sinnliche Qualitäten sie schätzt.

In Münster installierte Eisenman eine mehrfigurige Brunnenanlage inmitten der Promenade. Das Ensemble bestand aus fünf überlebensgroßen Figuren aus Bronze und Gips, die sich locker um ein Wasserbecken gruppierten. Die unbekleideten Figuren mit voluminösen Proportionen, die nicht eindeutig einem Geschlecht zuzuordnen sind, nahmen unterschiedliche Haltungen ein. Erzählerische Momente begleiteten die zwanglose Szenerie: Eine ihre Nacktheit selbstbewusst zur Schau stellende Figur streckt sich inmitten des Wassers dem Himmel entgegen, während die anderen um das Becken abhängen, ein Sonnenbad nehmen oder versunken ins spiegelnde Nass blicken. Aus drei Körpern rinnt Wasser, während kleinteilig modellierter Pilzbewuchs zu Füßen einer Figur sprießt. Wie der Farbauftrag in Eisenmans Bildern variiert die Textur der Figuren. Bemooste Steine aus Marl ergänzen die Szenerie.

Mit der Brunnengestaltung interpretierte die Künstlerin eines der ältesten Modelle von Kunst im öffentlichen Raum neu. Brunnen fungierten in der Antike als Treffpunkt kultischer Handlungen. Monumentale Brunnenanlagen mit figurenreichen Bildprogrammen prägen bis heute zahlreiche Gartenanlagen und Plätze. Auf solche opulenten Inszenierungen reagiert Eisenmans Arbeit mit zartem Sprinkeln, aus verschiedensten Körperteilen sprühenden Wasserstrahlen und einer nur sanft bewegten Wasserfläche, die verbunden mit der Inaktivität der Figuren, Ruhe vermittelt. Der ausgreifend-bedeutungsvollen Gestik der historischen Inszenierungen setzte sie eine klobig-träge, cartoonhafte Figuration entgegen, die Assoziationen an Paul Cézanne, George Segal oder Tom Otterness aufruft und sich wenig um ästhetische oder gesellschaftliche Normen schert.

Die Szene erinnert an Zeichnungen Eisenmans, die ein queeres Arkadien entwerfen. Die Zeit scheint stillzustehen, lediglich die Getränkedose einer dösenden Figur verweist in die Gegenwart. Reduzierte Aktivität, sanftes Plätschern und die ebenerdige Aufstellung luden ein, es den Protagonist:innen gleichzutun und Teil der Szenerie zu werden. Alles steht als elementare Schöpfung in fluider Beziehung miteinander, Natur, Kultur und Identitäten gehen ineinander über. Wind und Wetter lassen die Gruppe im Laufe der Ausstellung ein wenig altern.

Andreas Prinzing

Bilder

Standort

  • Noch vorhanden / Öffentliche Sammlung
  • Nicht mehr vorhanden
  • Im Museum