Gintersdorfer / Klaßen (Monika Gintersdorfer, Knut Klaßen)

Szene aus Erniedrigung ist nicht das Ende der Welt, 2017, Foto: Henning Rogge

Szene aus Erniedrigung ist nicht das Ende der Welt, 2017, Foto: Henning Rogge

Erniedrigung ist nicht das Ende der Welt

2017

Performances

 

Standort

Theater im Pumpenhaus, Gartenstraße 123

 

Stetig wechselnde Inszenierungen an sechs Wochentagen sowie öffentliche Proben während der Dauer der Ausstellung

Gintersdorfer / Klaßen (Monika Gintersdorfer, Knut Klaßen)

Monika Gintersdorfer *1967 in Lima, Peru

lebt in Berlin, Deutschland


Knut Klaßen * 1967 Münster, Deutschland

lebt in Berlin, Deutschland

Die Theaterregisseurin Monika Gintersdorfer und der bildende Künstler Knut Klaßen  entwickeln seit 2005 transkulturelle Tanz- und Performance-Projekte. Dabei gelingt es ihnen, eine differenzielle, ethnische und kulturelle Vielheit, wie sie seit den 1990er Jahren von der Theorie der Dekolonisation gedacht wird, ins Werk zu setzen. Das Team realisiert seine Produktionen mit einem Netzwerk von internationalen Tänzer:innen, Sänger:innen, Künstler:innen, Filmemacher:innen und Charakterdarsteller:innen. Die Erfahrungen der Akteur:innen aus unterschiedlichen religiösen, politischen und gesellschaftlichen Zusammenhängen bilden die Grundlage von oft diskursiven, stets subversiven Stücken, die um existenzielle Fragestellungen wie zum Beispiel Identitätssuche, Religion und Machtstrukturen kreisen. In der Aufführungspraxis treffen spezifische kulturelle Codes, durch die Performer:innen repräsentiert, aufeinander: Gesten, Mimik, Dress und Habitus werden gegeneinander und miteinander ausagiert. Die Akteure konfrontieren die Zuschauer mit eigenen, zugespitzten Thesen über Politik, Versagensängste oder afrikanischen Gangsterstolz. Die Darsteller:innen übersetzen dabei simultan die Sprachbeiträge ihrer Kolleg_innen. In die Gestaltung der Kostüme fließen Referenzen zur afrikanischen Kleidungskultur und zur plastisch-performativen Kunst der europäischen Avantgarde sowie der 1970er Jahre ein.

Während der Skulptur Projekte nutzten Gintersdorfer/Klaßen das Theater Pumpenhaus Münster als Produktionsstätte für fragmentarische Wiederaufführungen bestehender Stücke, die von den Besucher:innen dort an sechs Tagen der Woche miterlebt werden konnten: unterschiedliche Body Politics Performances wechselten sich mit öffentlichen Proben für eine neue Produktion mit dem Titel Kabuki noir Münster ab. Mit dem japanischen Kabukitänzer Toyohiko Fujima, den Gintersdorfer/Klaßen im Kabuki-za Theater in Tokio trafen, erarbeiteten die Darsteller:innen eine Performance, in der sie sich den Kabuki-Codes annäherten, um ein tieferes Verständnis dieser Darstellungsform zu erlangen. Das japanische Kabuki wurde seit dem 16. Jahrhundert als eine komplexe Theatersprache erschaffen, die Tanz, Gesang, Lautenmusik, Bühnenelemente und schauspielerischen Ausdruck zusammenbringt. Die Szenen eines Kabuki-Stücks sind im Gegensatz zur westlichen Aufführungspraxis keinen Veränderungen ausgesetzt – die dargestellten Situationen haben rituellen Charakter. Da die Texte im originalen Frühneujapanisch vorgetragen werden, erhalten im Kabuki-zu Theater selbst japanische Zuschauer über Kopfhörer Hinweise zum Verlauf der Handlung. Gintersdorfer/Klaßen erhofften sich durch die Entwicklung des neuen Stücks eine Reflexion ihrer eigenen Routinen und eine Integration von vorhandenen rituellen und spirituellen Dimensionen in eine neue Form von Ästhetik.

Nicola Torke                                         

Bilder

Standort

  • Noch vorhanden / Öffentliche Sammlung
  • Nicht mehr vorhanden
  • Im Museum