Thomas Schütte

Installationsansicht 2017, Foto: Henning Rogge

Installationsansicht 2017, Foto: Henning Rogge

Nuclear Temple

2017

 

Skulptur

Hohlform, 8 mm Stahlblech, Lasercut, geschweißt

 

Maße

Durchmesser ca. 250 cm,

Höhe ca. 300 cm

 

Standort

Altes Zoogelände, hinter der Musikschule, Himmelreichallee 50

 

Temporäre Aufstellung für die Dauer der Ausstellung

Thomas Schütte

* 1954 in Oldenburg, Deutschland, lebt und arbeitet in Düsseldorf, Deutschland

Thomas Schütte bringt mit der Setzung seiner figürlichen und architektonischen Skulpturen auch unscheinbare Plätze oder in Vergessenheit geratene Orte in den Blick. In die Entwicklung seiner Werke spielen Bezugnahmen auf Architektur, Geschichte und Geschichten hinein. Zugleich wirken die Referenzen irritierend, seltsam umgedeutet oder von den überraschenden und nachdenklich stimmenden Motiven unterbrochen. Auf diese Weise sensibilisiert sich die Aufmerksamkeit für den Stadtraum und für die Vielfalt des öffentlichen Lebens. Urbanität ist ein zentrales Thema im Werk von Schütte, der mit seinen Werken seit den 1980er Jahren zu den Diskursen von Kunst im öffentlichen Raum beiträgt. Zu konzeptuellen Fragestellungen bewahrt er eher Distanz und seine Werke können sich dem Betrachter auch ohne entsprechendes Kontextwissen erschließen.

Schütte platzierte die drei Meter hohe, 2,5 Tonnen schwere, malerisch oxidierte Stahlskulptur auf dem Gelände des Alten Zoos: in die Mitte eines überschaubaren, teils von flachen Mauern gerahmten Areals, direkt auf dem sandigen Boden. Der architektonische Körper ist an seinen acht Seiten von je einem Torbogen geöffnet, über welchem sich, im oberen Drittel der acht Flächen, je drei rückseitig geschlossene Fensternischen befinden. Der Maßstab von Toren und Nischen verweist auf den Modellcharakter des Werkes, das Vorbild für einen oktogonalen Kuppelbau sein könnte. Den Innenraum teilen sechzehn, zwischen die acht Tore gesetzte Stahlwände, die sich auf das Zentrum der im Prinzip kreisrunden Grundfläche ausrichten. Je zwei Wände schließen sich alsbald und gemäß eines 45° Winkels zu einer Kammer. Zwischen den Kammern führen acht Gänge auf das Zentrum der Architektur, zu einer gemeinsam eröffneten Leerstelle, die von einem Opaion oder Auge in der Kuppel ins Licht gesetzt ist.

Mit dem Nuclear Temple standen zwei weitere, im Gelände auf Sichtachse befindliche Rundbauten in Beziehung: die befestigte Ruine des Eulenturms, als solcher ein Relikt des ehemaligen Zoos, und die Wasserbär genannte Bemauerung eines Wasserwehrs. In dieser Konstellation aktualisierte sich der Blick auf Stadtgeschichte, die immer auch eine technologische und militärische ist, auf Kolonialgeschichte, die in Münster zum Beispiel in den sogenannten Völkerschauen im Alten Zoologischem Garten präsent war – es aktualisierte sich Kulturgeschichte aus den historischen Bauwerksresten, mit welchen der Nuclear Temple in ein Spannungsverhältnis trat. Das Werk gab Anlass, über ein Verständnis von Geschichte nachzudenken, das mit abgeschlossenen zeiträumlichen Einheiten hantiert. Der Nuclear Temple verweist auf die Fluchtlinien der Zivilisation und ihre Vernichtungen, den Gang der Zivilisierung und ihrer Wirkung auf die Verfasstheit des Gemeinwesens und auf diejenige des Subjekts.

Nicola Torke

Standort

  • Noch vorhanden / Öffentliche Sammlung
  • Nicht mehr vorhanden
  • Im Museum

Weitere Teilnahmen

Weitere Teilnahmen dieses Künstlers: 1987 1997 2007