Martin Boyce

Installationsansicht 2016. Foto: Hubertus Huvermann

Installationsansicht 2016. Foto: Hubertus Huvermann

We are still and reflective [Wir sind still und reflektieren]

2007, skulptur projekte münster 07

Bodeninstallation aus Gussbetonplatten und Messing

32,38 x 14,38 m

 

Standort

Himmelreichallee, ehemaliges Zoogelände, nördlich des LBS-Gebäudes An der Gräfte, permanente Installation

 

Eigentümer

LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster

Erworben mit finanzieller Unterstützung durch den Verein der Kaufmannschaft Münster.

Martin Boyce

* 1967 in Hamilton, Großbritannien
lebt und arbeitet in Berlin, Deutschland, und Glasgow, Großbritannien

Martin Boyce suchte sich 2007 einen leicht versteckten, eher unscheinbaren Platz auf dem ehemaligen Zoogelände für seine Bodeninstallation aus Gussbetonplatten aus. Dreizehn unterschiedliche, sich wiederholende Felder erzeugen ein Muster. Die in einigen Fugen eingelegten Messingleisten formen Buchstaben und bilden den Satz „We are still and reflective“ [Wir sind still und reflektieren].

Boyce bezieht sich mit seiner Arbeit auf eine Skulpturengruppe der französischen Bildhauer Jan und Joël Martel: Vier abstrakte Betonbäume sorgten 1925 auf der Exposition internationale des Art décoratifs et industriels modernes in Paris für Irritation. Für Boyce formen die Skulpturen, die wie eine plastische Interpretation eines kubistischen Gemäldes aussehen, „die vollkommene Symbiose von Architektur und Natur“1. Ausgehend von den Bäumen der Gebrüder Martel entwickelte er ein Lexikon der Formen – Dreiecke, Parallelogramme und unregelmäßige geometrische Formen –, auf das er in seinen Arbeiten zurückgreift.

Boyce beschäftigt sich immer wieder mit Vorstellungen von Landschaft und Formen, die die Lebenswelt der Menschen bestimmen. Er greift vertraute Strukturen aus seiner Umgebung auf und überträgt diese in eine künstlerische Sprache. Seine beinahe rebellische Neuinterpretation der Betonbäume bewegt sich auf poetische Weise zwischen Kunst, Architektur und Natur. Von dem Gelände des ehemaligen Zoos, dem Standort der Skulptur, spricht er als einer „nahezu brutalen Interpretation der gezähmten Landschaft“ und einem „Betondschungel“2. Doch zwei Aussparungen in der betonierten Bodeninstallation bieten Platz für jeweils einen Baum, die der Skulptur eine ‚natürliche‘, vertikale Komponente verleihen. Sie sind Jahreszeiten und Wachstum ausgesetzt und fügen dem Werk ein prozessuales Element hinzu.

Boyce reduziert das Skulpturale auf eine horizontale Ebene: Aus der Ferne zeichnen sich keine als Skulptur erkennbaren Elemente ab, erst in der physisch direkten Wahrnehmung wird sie als solche erfahrbar. Für zufällig Vorbeikommende könnte sie als Fundament interpretiert werden oder als der beinahe gänzlich im Boden versunkene Sockel einer Skulptur, durch das Betreten wird sie zur Bühne.

Sophia Trollmann

1 Martin Boyce, Martin Boyce – We are still and reflective, In: Brigitte Franzen, Kasper König und Carina Plath (Hg.), skulptur projekte münster 07, Ausst.-Kat:. LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster, Köln 2007, 55.

2 Ebd.

Bilder

Standort

  • Noch vorhanden / Öffentliche Sammlung
  • Nicht mehr vorhanden
  • Im Museum