Peles Empire

Installationsansicht 2017, Foto: Henning Rogge

Installationsansicht 2017, Foto: Henning Rogge

Sculpture [Skulptur]

2017

 

Material

Dibond, Keramikfliesen, verzinkter Stahl und Jesmonite

 

Maße

755 × 622 × 638 cm

 

Standort

Parkplatz des Oberverwaltungsgerichts

Ecke Aegidiistraße / Aegidiikirchplatz,

 

Künstler_innengespräche mit:

21.07.17 Alexandre da Cunha 22.07.17 Maria Loboda

11.08.17 Mariechen Danz

12.08.17 Anthea Hamilton / Julie Verhoeven

02.09.17 Nicolas Deshayes

22.09.17 Oliver Osborne

23.09.17 Daniel Sinsel

Peles Empire

Katharina Stöver: * 1982 in Gießen, Deutschland, lebt in Berlin, Deutschland
Barbara Wolff: * 1980 in Fogarasch, Rumänien,  lebt in Berlin, Deutschland

Das Künstlerinnenduo Peles Empire, bestehend aus Barbara Wolff und Katharina Stöver, entnimmt sein Material und seinen Namen dem rumänischen Königsschloss Peleş aus dem Jahr 1883, in dessen Innerem ein chaotisches Nebeneinander von Möbelkopien und Raumgestaltung diverser Stilepochen herrscht. Diese historisierende Einrichtung greifen die beiden Künstlerinnen auf und machen ein postmodernes Reproduktions-, Sampling- und Zitierverfahren zur Grundlage ihrer künstlerischen Praxis.

Für die Skulptur Projekte errichtete Peles Empire in direkter Nähe zur Altstadt einen knapp acht Meter hohen Giebel, dessen gekachelte Fassade die marode Terrassenanlage des Schlosses abbildete sowie die Stützen, die diese Terrasse vor dem Einstürzen bewahren. Die Fassade wurde mit Stangen auf ein hinteres, abgestuftes Volumen gestützt, dessen Oberfläche mit schwarz-weißen Schlieren, ähnlich einer Steinoberfläche, überzogen war. Diese Oberfläche nahm optisch bereits die aus Jesmonite gefertigte Bar im Innenraum vorweg. Beide waren in schwarz-weiß gehalten und erzeugten Kopie-Effekte. Die Besucher_innen konnten das Objekt, das auf einem Parkplatz steht, nicht nur umgehen, sondern auch betreten. Der äußere Eindruck suggerierte eine Wertigkeit, die so nicht existierte: Was von außen prachtvoll und massiv aussah, entpuppte sich als Druck auf dünnem aluminiumbasierten Plattenmaterial. Als Vorlage für die Größe der Kacheln sowie den hinteren, getreppten Teil des Objekts dienten DIN A3-Papiermaße. Die DIN-Maße sowie das Schwarz-Weiß verwiesen auf die Technik des Fotokopierens, bei der jede Reproduktion mit einer zunehmenden Abstraktion einhergeht.

Peles Empire bezog sich mit seiner Arbeit Sculpture auf die historisierende Bauweise des Prinzipalmarktes. Dieser wurde nach seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut – und zwar nicht als exakte Rekonstruktion, sondern nach dem historischen Vorbild der 1950er Jahre. Ausgehend von ursprünglichen, geplanten und gebauten Fassaden entwickelte das Duo eine Art Durchschnittsgiebel, der die Vorderfront der Skulptur definierte. Wie eine schwarz-weiße Bildstörung kommentierte das Objekt den pittoresken Charme und die homogenisierende Erzählung des scheinbar mittelalterlichen Stadtkerns. Zur Arbeit von Peles Empire gehört auch ein sozialer Aspekt: Zu Beginn ihrer Zusammenarbeit diente die Wohnung der beiden in Frankfurt a. M. als eine Art Salon, der später – mit dem Umzug nach London – zum Ausstellungsraum wurde. Als Ausstattung ihres wöchentlichen Salons im eigenen Wohnzimmer dienten Fototapeten mit Abbildungen der Räume von Schloss Peleş. Bereits hier wurde das dreidimensionale Interieur des Königssitzes mittels Kopien, Fotografien und Collagen in die Zweidimensionalität übersetzt – um schließlich, durch die Nutzung des Bildmaterials als Tapete, erneut in einen dreidimensionalen Raum überführt zu werden. Auch in Münster war Peles Empire in der Rolle des Gastgebers: Die beiden luden zu Künstler:innengesprächen in der Bar ein.

Jan Bockholt

Bilder

Standort

  • Noch vorhanden / Öffentliche Sammlung
  • Nicht mehr vorhanden
  • Im Museum